Wiener Wohnungslosenhilfe trotzt Corona
Obdach- und wohnungslose Menschen sind von der Pandemie besonders betroffen, weil sie oftmals kaum Rückzugsorte haben. Der Fonds Soziales Wien (FSW) hat 2020 viele Schritte gesetzt, damit Kundinnen und Kunden sicher und gut betreut sind.
Die Corona-Pandemie stellte sowohl die KundInnen als auch die MitarbeiterInnen der Partnerorganisationen der Wiener Wohnungslosenhilfe vor große Herausforderungen. In Abstimmung mit der Gesundheitsbehörde der Stadt Wien und den FSW-Partnerorganisationen setzte der FSW rasch zahlreiche Maßnahmen und gab Empfehlungen, damit die Betreuung der Kundinnen und Kunden über alle Bereiche weiterhin gesichert werden konnte. So fiel sehr früh die Entscheidung, dass Tageszentren für obdach- und wohnungslose Menschen unter Einhaltung aller erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen in angepasster Form weiterhin geöffnet bleiben. Die mobile Wohnbegleitung wurde durchgehend weiterhin angeboten. Dort wo es möglich war, wurde auf Online-, Video- oder Telefonberatung umgestellt, um das Infektionsrisiko während der Zeit hoher Infektionszahlen zu verringern.
Spezielle Beratung und mehr Straßensozialarbeit
Informationen zum Thema Corona und Beratung bei der Abklärung von COVID-Verdachtsfällen erhielten Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe seit April 2020 durch das neunerhaus-Gesundheitstelefon, das der FSW in Zusammenarbeit mit neunerhaus und dem Gesundheitsdienst der Stadt Wien (MA 15) ins Leben gerufen hat. Auch die Straßensozialarbeit wurde erweitert, um in dieser schwierigen Zeit Menschen ohne Obdach bestmöglich zu unterstützen. Dabei half wieder die bewährte KälteApp des FSW, mit der im Bedarfsfall einfach und schnell StraßensozialarbeiterInnen von „Obdach unterwegs“ benachrichtigt werden können, deren Team 2020 aufgestockt wurde. So wurden Betroffene je nach Bedarf durch Schlafsäcke, Beratung oder die Vermittlung von warmen Schlafplätzen unterstützt.
Winterpaket pandemiebedingt ausgebaut
Noch im Rahmen des Winterpakets 2019/20 stellte der FSW einen Großteil der Nachtquartiere – wo es räumlich möglich war – pandemiebedingt auf Ganztagsbetrieb um. So konnten Menschen ohne Obdach in diesen Einrichtungen auch tagsüber verweilen, eigene Sozialkontakte reduzieren und zur Ruhe kommen. In den Tageszentren wurde eine Notversorgung für wohnungs- und obdachlose Menschen mit Verpflegung, Postservice etc. sichergestellt. Viele Winterquartiere blieben, statt wie geplant im Mai 2020 zu schließen, bis Anfang August geöffnet, um weiterhin geschützte Räume zu bieten. Und auch danach standen für besonders vulnerable Zielgruppen 330 Plätze bis zum Start des Winterpakets 2020/21 im Oktober zur Verfügung.
Im Winterpaket 2020/2021 boten alle Notquartiere erstmals von Beginn an einen 24-Stunden-Betrieb an. Durch vorgeschriebene Abstandsregeln stieg der Platzbedarf. Dennoch ist es gemeinsam mit den beteiligten Partnerorganisationen, darunter auch das FSW-Tochterunternehmen Obdach Wien, gelungen, rund 900 Plätze zusätzlich zum Regelangebot für Einzelpersonen und Paare, 20 zusätzliche Familienwohnplätze und drei Wärmestuben zu organisieren und damit den Bedarf zu decken. Ab November 2020 wurden in den Einrichtungen des Winterpakets zusätzlich Mittagessen ausgegeben.
In allen Notquartieren führte der Einsatzstab der Stadt Wien in Abstimmung mit dem FSW wöchentliche COVID-19-Testangebote ein, um Infektionen bei MitarbeiterInnen und NutzerInnen frühzeitig zu entdecken und Clusterbildungen zu verhindern.
222.000
Nächtigungen
wurden in Quartieren des Winterpakets 2020 gezählt.
330
Plätze
in Winterquartieren wurden coronabedingt – zusätzlich zum Regelangebot – ganzjährig geführt.
690
Meldungen
gingen 2020 via KälteApp bei Obdach Wien ein.